Ich liebe Macarons
Ich bin den französischen Kostbarkeiten ungefähr im Jahr 2014 verfallen. Mehr durch Zufall stieß ich unter den Saisonartikeln eines Discounters auf eine Silikonmatte zur Herstellung von Macarons. Ich hatte keine Vorstellung wofür diese zu gebrauchen sein könnte, habe im Netz recherchiert und mich an die Herstellung gemacht.
Der erste (sowie unzählige weitere) Versuche, Macarons selber zu backen, scheiterten grandios. Das Scheitern hatte aber vor allem einen Effekt: Mein Ehrgeiz war geweckt! Ich habe schon immer gerne gebacken und konnte es nicht verstehen, dass sich diese aus wenigen Zutaten bestehenden Gebäckstücke partout nicht herstellen lassen wollten.
Nach ungefähr 2 Jahren, in denen ich mal mit mehr und mal mit weniger Engagement dabei war, hatte ich die Zubereitung endlich gemeistert und schaffte es, durchgehend auf einem hohen Qualitätsniveau zu produzieren. Zu diesem Zeitpunkt versorgte ich bereits regelmäßig einen stetig größer werdenden Kreis von Freunden, Verwandten und Bekannten. Und nicht selten brachte ein Auftrag eine weitere neue Anfrage.
Ungefähr zu dieser Zeit entstand auch die Idee, dieses Hobby zu professionalisieren und in diesem Bereich eine Selbstständigkeit anzustreben – wenn auch nur in Teilzeit. Nachdem ich mich oberflächlich informiert hatte, habe ich diese Idee aber schnell wieder verworfen. Zu groß erschienen mir die bürokratischen Hürden.
Eine Gewerbeanmeldung ist nur mit vorhandener Ausbildung & Meisterprüfung im Konditoreihandwerk möglich. Und die Produktion muss in einer eigens abgenommenen Gastronomieküche erfolgen. Allein diese zwei Auflagen erschienen mir unüberwindbar.
Obwohl ich mir der Schwierigkeiten bewusst war, hat mich die Begeisterung und Leidenschaft für die Herstellung von Macarons jedoch nicht losgelassen – sofern möglich, ist sie eher stärker geworden. Im zweiten Halbjahr 2017 habe ich neben diversen, teils regelmäßigen, Kleinbestellungen auch zwei Großaufträge (eine Hochzeit und eine Konferenz) aus dem Bekanntenkreis erhalten und in dieser Zeit unzählige Macarons gebacken. All das brachte mich Ende 2017 dazu, die Problematik rund um das Thema Gründung und Selbstständigkeit nochmals zu beleuchten.
Erfreulicherweise konnte ich für meine zwei größten Herausforderungen nach einigen Recherchen eine Lösung finden: Die Meisterprüfung im Konditoreihandwerk ließ sich durch eine Ausnahmebewilligung gem. §8 HwO ersetzen. Hierfür muss wiederum eine Sachkundeprüfung im Teilgebiet „Herstellung von Macarons“ abgelegt werden. Mit bestandener Sachkundeprüfung ist eine Eintragung in die Handwerksrolle und somit eine Gewerbeanmeldung möglich.
Das Problem der gewerblichen Produktionsstätte löste sich durch einen Kontakt zu einer selbstständigen Tortenbäckerin im Nachbarort, die über eine komplett ausgestattete und abgenommene Küche verfügt. Mittlerweile habe ich eine eigene Produktionsstätte in Glienicke eingerichtet, in der nicht nur Macarons abgeholt werden können, sondern auch individuelle Kurse stattfinden.
10 Jahre nach meiner letzten Prüfung habe ich mich also Anfang des Jahres 2018 wieder hingesetzt und gelernt, was das Zeug hält… mit Erfolg! Im Mai habe ich sowohl die vierstündige theoretische als auch die sechsstündige fachpraktische Sachkundeprüfung bestanden und konnte so nach der außerordentlichen Eintragung in die Handwerksrolle mein Gewerbe anmelden.
Mittlerweile produziere ich Macarons nicht mehr nur für Einzelkunden sowie für kleine und größere Veranstaltungen, sondern auch bereits in personalisierter Form für Firmen und deren Events. Seit September 2021 bin ich auch nicht mehr allein, sondern habe eine tolle Kollegin, die mich beim Backen unterstützt.